Sehr realistische Liebesgeschichte

Frostbiss - Julia  Mayer

Inhalt: Die Liebe klopft immer bei jenen an, die sie am wenigsten erwarten. Dörte wusste nicht, dass ihr etwas fehlt, bis eine neue Schülerin in ihre Klasse kommt. Philippa ist schweigsam, unabhängig und bringt Dörtes Gefühlswelt durcheinander. Doch der zarten Liebe der zwei Mädchen stehen traditionelle Werte und persönliche Ängste im Weg. Wird es ihnen gelingen, diese zu überwinden? (Quelle: Amazon.de)

 

Meinung: "Sie ließ mich in ihre Welt, aber ich blieb immer ein Gast."


- ich denke, mit diesem Satz kann ich meine Gefühle, diesem Buch gegenüber, am besten beschreiben. Ich fand Dörte nett, aber ich fühlte mich immer wie ein Gast in dieser Geschichte. Ich war einfach kein Teil davon, obwohl ich mich mit Dörte und Philippa gut identifizieren konnte. Es ist daher auch ziemlich schwierig etwas zu dem Buch zu schreiben.

Das Drama in diesem Buch war nicht so überdramatsich, wie in anderen fiktionalen Büchern, sondern sehr realistisch gehalten. Man kann sich vorstellen, dass das in seiner eigenen Nachbarschaft genau so passieren könnte. Leider fand ich das mit der Mutter ... es war zu einleitend für das kommende Ende des Buches. Ich könnte jetzt nicht sagen, wie es anders hätte sein sollen, aber es fühlte sich als "Gast" in diesem Roman einfach zu sehr danach an. Und ich verstehe auch nicht so ganz, warum das so kommen musste, aber es war auf alle Fälle nicht schädlich für die Geschichte.

Das Ende war anders, als ich erwartet habe, aber sehr passend für den Roman und der Autorin. Gerne würde ich wissen, wie es mit Dörte weiter geht, doch es ist auch schön, dass sich jeder Leser selbst seine Gedanken dazu machen kann.

Die Charaktere hatten alle ihre Tiefe, soweit sie wichtig für die Handlungen waren.
Mit Dörte konnte ich mich schnell identifizieren, ebenso mit Philippa. Ich kann gut nachvollziehen, warum sie die wenigsten leiden können, doch ich stehe ihr immer noch etwas neutral gegenüber. (Ach ja, Dörte hat mir etwas zu viel geweint. Bei vielen Situationen konnte ich es nachvollziehen, aber gegen Ende dachte ich nur, dass sie nichts anderes macht außer zu weinen.)
Uli war mir am Anfang etwas unsympathisch, dann in der Mitte farblos - ich hätte mir da vielleicht etwas mehr Handlung von ihr gewünscht, irgendwelche Anhaltspunkte die das Ende mehr erklären, aber so kommt eben auch gut durch, dass Dörte etwas zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt war. Auch das kann ich gut nachvollziehen, weil ich selbst manchmal so handle, aber wie das eben so ist: Bei anderen nervt einen das mehr als bei einem selbst. (Beim Lesen allerdings hatte ich keine Probleme mit Dörte, außer dass sie so oft rumgeweint hat gegen Ende. Die Probleme mit ihr kommen alle erst nach dem Beenden des Buches.)
Mit Vera wusste ich am Anfang auch nicht viel anzufangen. Sie war da und ... ja ... erst gegen Ende, als sie Dörte mal die Meinung gegeigt hat, hat diesen Mädchen Sympathiepunkte bei mir gesammelt.
Sowieso ist alles irgendwie erst gegen Ende so richtig zusammengelaufen mit den Charakteren und da haben sie ihr "wahres" Gesicht gezeigt und offenbarten mir, ob ich sie mag oder nicht. Als "Gast" ist es sowieso etwas schwierig das dann richtig einzuschätzen. (Ich finde es auch etwas schade, dass ich mich wie ein Gast gefühlt habe, weil ich das sonst bei den Büchern von der Autorin nicht so habe.)
Zu den Familien der beiden Mädchen muss ich sagen, dass ich sie von Anfang an wirklich toll fand und da störte mich überhaupt nichts. Dörtes Vater war toll, die Mutter ebenso und auch bei den Besuchen bei Philippas Eltern fühlte ich mich wohl. Da wirkte alles auch sehr realistisch und nachvollziehbar.

Das Buch war wirklich nicht schlecht, aber ich fand einfach keinen Zugang dazu. Vielleicht lag es daran, dass ich mich zu sehr selbst wiederentdeckte bei Dörte und Philippa oder einfach, dass das für mich zu realistisch war? Ich weiß es nicht.
Auf jeden Fall würde ich aber jedem Raten das Buch einfach mal anzufangen, denn es lässt sich sehr schnell und flüssig lesen. Wenn man einmal anfängt, dann kann man es nur schwer aus der Hand legen. :)